Liebe Kolleginnen und Kollegen,
2020 war vermutlich eine Zeitenwende. Wohin sie uns führt, ist völlig offen. Erste bereits offensichtliche Effekte sind u.a. der Rückgang privater und beruflicher Mobilität wie Reisen und Besuche sowie die massive Zunahme zentralstaatlicher Steuerung mit neuen Regelwerken und Subventionen. Die Mobilitätseinschränkungen sind leider besonders eine schwere Belastung vor allem für junge Menschen, die sich gerade erst sozialisieren. Und wenn Reisen bildet, dann haben wir 2020 auch an Bildung verloren. Weniger Geschäftsreisen hingegen haben wir, meine ich, schon überwiegend mehr begrüßt als bedauert. Eric Gujer von der NZZ (Neue Zürcher Zeitung) spricht jedoch von einer Gefahr des „Seuchensozialismus“ und meint damit, dass zunehmend nicht mehr Märkte und Pluralismus innerhalb eines Regelwerkes als Rahmen das Tagesgeschehen lenken sondern einzelne interventionistische Eingriffe, oft getrieben durch Lobbyismus und das medienwirksame Schielen nach Wählerstimmen. Ja, selbstverständlich ist das historisch keinesfalls neu. Und zentralistisches Durchregieren in Notzeiten unter Umständen opportun. Aber wir hatten uns aus gutem Grund (Deutsche Geschichte, auch der Unrechtsstaat „DDR“) darauf geeinigt Pluralismus, Eigenverantwortung, Meinungsfreiheit und wirtschaftliche Freiheit für unsere Gesellschaft zu ermöglichen. Dahin müssen wir schnellstmöglich wieder zurückkehren. Zahlreiche Maßnahmen der Regierung(en) 2020 waren offensichtlich bereits zu Beginn zum Scheitern verurteilt. Hinweise wurden borniert ignoriert. Dabei kann auch nicht gelten, dass es „besondere Zeiten sind und wir eben Fehler machen.“ Solchen Unfug hatte ich bereits bei der Treuhandanstalt gehört, dessen Steuerungssystem zur vertraglichen Aufgabenbeendigung (1995) übrigens von mir stammt. Wenn Dummheiten bereits am Start aus überheblicher Beratungsresistenz heraus begangen werden, bleibt das mE unentschuldbar.
So fordert uns diese Zeitenwende jetzt alle heraus. Wie können wir mittels Aus- und Weiterbildung in der Digitalisierung direkte Kommunikation zwischen Menschen wieder stärker erlebbar machen? Wie können wir einen smarten Ausgleich finden zwischen individuellen Freiheitsrechten und gesamtgesellschaftlichen Regeln? Wie können wir unsere lokalen Vorstellungen „workable-smart“ auf die globalen Interessen und Eigenheiten möglichst vieler Erdenmitbewohner einstellen? Wie verhindern wir den Rückfall hinter das Zeitalter der Aufklärung, wenn wir uns mündig unseres Verstandes selber bedienen wollen, ohne auf fragwürdige digitale Drittinformationen hereinzufallen? Genau hier liegen Aufgaben, für die sich unser persönliches Engagement lohnt.
Der BDOA, seit 2003 gemeinnützig anerkannter Verband, d.h. ohne wirtschaftliche Interessen, politisch und weltanschaulich unabhängig, wird sich deshalb auch 2021 bei der Aus- und Weiterbildung in Zusammenarbeit mit Unternehmen, Universitäten, Kammern und verschiedenen anderen öffentlichen Trägern einbringen. Unsere Mitglieder bündeln Erfahrung und Ziele, um unsere Branche langfristig sinnvoll zu gestalten. Im Namen des Verbandes bedanke ich mich bei allen Mitgliedern, den Fachbereichsleitern und bei den externen Partnern für ihr Engagement und freue mich darauf, dass wir auch in 2021 mit Kompetenz und Freude die Zukunft mitgestalten.
Ihr Manfred K. Wolff